2025-07-07 IDOPRESS
Das ASC-Siegel für Fisch aus Aquakultur wirbt mit Transparenz und „Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette” – kann dieses Versprechen bei Lachs jedoch nicht einhalten. Das zeigt eine Recherche von foodwatch. Die Verbraucherorganisation hat 22 ASC-zertifizierte norwegische Lachsprodukte aus den großen Supermarktketten unter die Lupe genommen und bei den Herstellern Anfragen nach der Herkunft des Fisches gestellt. Lediglich in zwei Fällen benannten die Firmen daraufhin die konkrete Zuchtfarm. Bei 85 Prozent der Produkte blieb die Herkunft unklar,kritisierte foodwatch.
„Das ASC-Siegel wirbt mit Rückverfolgbarkeit,doch wer die Herkunft des zertifizierten Lachses erfahren will,fischt im Trüben“,sagte Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch. „Wer mit Transparenz wirbt,muss auch Transparenz liefern. Die Verbraucher:innen haben ein Recht darauf zu erfahren,unter welchen Umständen der Lachs produziert wird.“
foodwatch hat bei den Handelsketten Kaufland,Rewe,Edeka,Lidl,Netto und Penny Lachsprodukte mit ASC-Siegel wie Filet,Sushi oder Wrap eingekauft. Insgesamt konnten auf diese Weise 22 Lachsprodukte identifiziert werden. Bei Aldi und Netto-Markendiscount konnten die foodwatch-Testkäufer:innen keine ASC-zertifizierten Lachsprodukte ausfindig machen. Die Anfragen an die Hersteller nach der Zuchtfarm beantworteten lediglich Mowi Germany für den „Signature Fjord Räucherlachs“ und Timea für „Meine Lieblinge Lachs“ mit dem Namen der konkreten Farm. Escal gabt für die „Edel-Lachs-Filetportionen“ zwei Farmen als mögliche Bezugsquelle an. Bei sechs Produkten verweigerten die jeweiligen Hersteller eine Auskunft oder gaben an,dass diese nicht möglich sei. 13 Hersteller ließen die foodwatch-Anfrage gänzlich unbeantwortet.
Unter den Lachsprodukten im Test ist mit dem Atlantischen Norwegischen Räucherlachs von Fish Tales auch ein Kandidat für den Goldenen Windbeutel 2025. Bis zum 13. Juli können Verbraucher:innen unter www.goldener-windbeutel.de abstimmen,wer den foodwatch-Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres erhalten soll.
Das hellblaue ASC-Siegel (ASC: Aquaculture Stewardship Council) ist eines der bekanntesten Siegel für Fisch aus Aquakultur. Auf der Webseite wirbt ASC mit Transparenz von der „Zucht bis auf den Teller“,die „Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette” sei sichergestellt. Außerdem sei das Siegel „gut für den Planeten”. Einem aktuellen foodwatch-Report zufolge sind die Zustände in norwegischen Lachsaquakulturen jedoch miserabel. So sterbe etwa jeder vierte junge Lachs und jeder sechste größere Lachs in norwegischen Zuchtkäfigen noch vor der Schlachtung. 2024 verendeten mehr als 100 Millionen Tiere – ein neuer Höchststand. Hauptursache seien Infektionskrankheiten. Auch die hohen Zertifizierungsquoten könnten die eklatanten Missstände offensichtlich nicht verhindern,so foodwatch: ASC zertifiziert nach eigenen Angaben 42 Prozent,das gelbe GGN-Siegel angeblich sogar 90 Prozent der norwegischen Lachsaquakultur.
Bereits im Dezember 2024 hatte foodwatch die ASC Foundation mit der mangelhaften Rückverfolgbarkeit der von ihnen zertifizierten Lachsprodukte aus norwegischer Zucht konfrontiert. Die Zertifizierungsorganisation versprach daraufhin Nachbesserungen in Sachen Transparenz: „Wir arbeiten daher aktuell an einem digitalen Rückverfolgbarkeitstool,das künftig eine Verlinkung zwischen Produkt und spezifischen Zuchten ermöglichen soll.“ Sieben Monate später warteten Verbraucher:innen jedoch immer noch auf eine Veröffentlichung,kritisierte foodwatch. Das hindere ASC nicht daran,weiterhin auf der Webseite mit Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu werben.
Quellen und weiterführende Informationen:
Hintergrundpapier ASC-Recherche
Fotos der Produkte im Test (zum Download)
foodwatch-Report zu Lachs aus Norwegen “Faule Fische”
Todeszahlen von norwegischem Lachs auf neuem Rekordhoch (3.4.2025)
Factsheet Fish Tales Räucherlachs
PM foodwatch e.V.
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